Die Evangelische Kirche in Bonfeld

Sie finden unsere Evangelische Kirche in der Kirchhausener Straße 24, Bonfeld, 74906 Bad Rappenau.

Entstehung und Äußeres

Die freistehende Kirche bildet zusammen mit dem Oberen Schloss und den Wirtschafts­gebäuden der Guts­verwaltung, dem alten Pfarr­haus und der Zehnt­scheune den Mittel­punkt in einem Ensemble aus Bonfelds Blüte­zeit im Spät­barock.

Die heutige Pfarr­kirche wurde von 1773 bis 1775 erbaut, nachdem das der heiligen Margarethe geweihte ältere Gottes­haus aus dem 15. Jahr­hundert baufällig geworden war.

Die Patronats­herrschaft der Barone von Gemmingen ließ zunächst den ab­ge­tragenen Turm neu auf­bauen und im Folge­jahr wurde nach der feier­lichen Grund­stein­legung am 6. Juni 1774 das Lang­haus von der bürger­lichen Gemeinde vollendet. Über dem West­portal erkennen wir das von Schnörkel­werk umrahmte von Gemmin­gen­sche Wappen mit der Inschrift Deo T. O. M. Sacrum (»dem drei­einigen besten höchsten Gott geweiht«). Eine 1891 erneuerte schöne Sandstein-Frei­treppe führt zum Eingang an der Süd­seite, über dem wir die Jahres­zahl 1774 erkennen können.

Der Innenraum

Innenansicht

Das heutige Aussehen des Innen­raumes unserer Kirche ist das Ergebnis einer Renovierung von 1957/58, wobei die Decken­gemälde aus dem Jahre 1907 verloren gegangen sind. Der Kunst­maler Theodor Kronen­berger hatte das Mittel­feld der Decken­fläche mit einem Bild der Berg­predigt ausgemalt, in den Seiten­feldern kamen die Taufe Jesu und das Abend­mahl zur Abbildung, in den Ecken die vier Evangelisten.

Schwarz-Weiß-Aufnahme des Kircheninnenraums mit Deckengemälden und Fürstenlogen (Zustand vor 1957, Foto: Archiv)

Schwarz-Weiß-Aufnahme des Kircheninnenraums mit Deckengemälden und Fürstenlogen (Zustand vor 1957, Foto: Archiv)

Blick von der Kanzel zur Kirchendecke und zur Empore (aus der Jubiläumsbroschüre von 1925)

Blick von der Kanzel zur Kirchendecke und zur Empore (aus der Jubiläumsbroschüre von 1925)

Detail: die Darstellung der Bergpredigt (aus der Jubiläumsbroschüre von 1925)

Detail: die Darstellung der Bergpredigt (aus der Jubiläumsbroschüre von 1925)

Auch ein großer Teil der barocken Innen­ein­richtung wurde 1957/58 zerstört. Ins­besondere wurden die auf Höhe der Kanzel zu beiden Seiten ange­brachten Logen entfernt, vom Volk spöttisch »Baronenkäfige« genannt, von denen aus die Ortsadeligen den Gottesdienst verfolgten (links für die Linie des Oberen Schlosses, rechts für die des Unteren Schlosses). Nur der Mittel­teil des Altar­bereiches mit der jetzt isolierten Kanzel und dem Kruzifix davor blieb erhalten.

Mittelteil des Altars mit Kanzel und Kruzifix (2004, Foto: Pohl)

Mittelteil des Altars mit Kanzel und Kruzifix (2004, Foto: Pohl)

Entfernt wurden auch zahlreiche nachbarocke Details der Ausstattung, u. a. die farbige Verglasung der Fenster von 1872, die Öfen sowie die verschnörkelten Lampen, die auf der Aufnahme von 1950 noch zu erkennen sind. Aus dieser Epoche ist heute lediglich ein reich bemaltes historistisches Lesepult (Ambo) erhalten, das 1873 von Ludwig Brehm und seiner Frau gestiftet worden war, sowie der neobarocke Tauf­stein, den Maria Magdalena von Gemmingen ebenfalls 1873 stiftete.

Mit der Erneuerung des Gestühls wurde auch die Innen­gliederung des Kirchen­schiffs verändert, insbe­sondere gibt es im hinteren Teil des Schiffes jetzt keinen Mittel­gang mehr, sondern durch­gehende Bank­reihen. Erhalten blieben dagegen die beiden Emporen auf der West­seite. Die erste Empore war ursprünglich den Männern vor­be­halten; die Jugend­lichen saßen auf der zweiten Empore und die Frauen hatten ihre Plätze auf der Eingangs­ebene. Die Bemalung der Emporen ist 1957/58 ebenfalls vereinfacht worden.

Die beiden Ölbilder des Bad Rappe­nauer Malers Holger Schlesinger stellen Adam und Eva sowie Christus dar. Sie wurden 1998 gestiftet, als ein Versuch, den verlorenen künstlerischen Schmuck der Kirche zu ersetzen.

Die Orgel

Darüber ist auch der historische Orgel­prospekt aus der Mitte des 18. Jahr­hunderts noch vorhanden. Die Orgel, die man ursprünglich aus der alten Kirche über­nommen hatte, wurde bereits zum 150-jährigen Jubiläum 1925 aus­ge­tauscht. Das heutige Instrument wurde um 1965 durch die Firma Walcker aus Ludwigs­burg erbaut und erscheint dem beträcht­lichen Wert seiner histor­ischen Prospekt­front kaum angemessen.

Turm und Glocken

Im 29,5 m hohen Turm hängen seit 1952 drei von der Firma Bachert in Heil­bronn gegossene Glocken. Die beiden großen Glocken mit dem Gemmin­gen­schen Wappen wurden im Zweiten Welt­krieg ein­ge­schmolzen. Die dritte wert­volle Barock­glocke mit der Inschrift »Bonfelder Gemein­glocke 1773« wurde 1953 nach Friolz­heim verkauft, da eine Ein­stimmung mit den neuen Glocken nicht gelang.

Die Kirch­turm­uhr mit ihren weithin sicht­baren Zeigern auf allen vier Seiten des Glocken­turmes wurde 1967 erneuert. Der Kirchturm selbst wurde zuletzt 2007 von außen renoviert.

In einem der Schallläden des Glockenstuhls gibt es ein Einflugloch, das zu einem geschlossenen Nistkasten für Schleiereulen führt. In diesem Nistkasten haben schon wiederholt Schleiereulen, aber auch Turmfalken gebrütet.

Aus dem Jahr 1925: Festschrift zum 150-jährigen Bestehen der Margarethenkirche

Interessantes über die ersten 150 Jahre des Bestehens der Margarethenkirche ist der Festschrift aus dem Jahr 1925 zum damals 150-jährigen Kirchenjubiläum zu entnehmen: